Aufgrund einer Studie, die die NASA mit ihren Astronauten duchführte, gehen viele "Gewohnheits-Experten" von 30 Tagen aus. Die armen Astrontauten mussten 24h am Tag eine Brille tragen, die die Welt um 180 Grad drehte. Nach spätestens 30 Tagen hatte das Gehirn neue Verbindungen geknüpft und sich auf das unangenehme Problem eingestellt: Jeder Probant konnte mit der 180 Grad-Brille die Welt normal sehen! Auch sehr motivierend, zu was unser Gehirn fähig ist...
Laut der 2009 durchgeführten Studie von Philippa Lally und Ihrem Team vom Cancer Research UK Health Behaviour Research Centre brauchen die meisten Menschen im Durchschnitt 66 Tage, um Gewohnheiten zu verändern. Wir gehen daher lieber auf Nummer sicher und motivieren unsere Teilnehmer, mindestens zwei Monate täglich dabei zu bleiben.
Alte Gewohnheiten loszuwerden oder auch gewohnte Muster zu löschen ist unglaublich schwierig. Leichter ist es, sie mit neuen Gewohnheiten auszutauschen. Unser Unterbewusstsein mag es nicht, wenn man etwas löschen will. Das Gehirn hat mit alten Mustern schließlich ganze "Autobahnen" in unserem Hirn errichtet. Wenn wir dann plötzlich einen neuen Pfad gehen wollen und neue neuronale Netze bilden, "fahren" wir ganz schnell lieber wieder auf der Gewohnten "neuronalen Autobahn". Unsere Strategie: wir bieten dem Unterbewusstsein einen Tausch an und nutzen entweder auf einer anderen Art die alte Autobahn oder bauen eine neue innerhalb von acht Wochen.
Aber auch das ist ungeheuer herausfordernd, da wir ja erstmal bis zu zwei Monate brauchen, bis unser Unterbewusstsein ein neue Gewohnheit angenommen hat. Wenn wir an die guten Vorsätze denken, scheinen die meisten Menschen sich jedes Jahr dasselbe vorzunehmen. Wir halten in der Regel nicht einmal ein paar Wochen durch. Der innere Schweinehund ist zu groß und die Versuchung in das alte Muster zu fallen zu verführerisch.
Und selbst wenn wir es schaffen, zwei Monate eine neue Gewohnheit anzuwenden und diese uns anzueignen, haben wir noch lange keine Garantie dafür, dass wir ein Leben lang dabei bleiben.
Denken wir kurz einmal ans Zähneputzen: zweimal täglich, langweilig, zum Teil unangenehm und noch dazu zu Zeiten, zu denen wir nicht gerade auf Höchstform sind. Wieso konnte sich diese Gewohnheit durchsetzen?
Warum hören wir mit dem Zähneputzen nicht auf? Wir haben einfach zu viel Angst vor dem Zahnarzt und wollen und überhaupt keine Lust auf die Schmerzen, die ein längeres unterbrechen der Gewohnheit mit sich führte.
Dies reicht allerdings meist nicht aus, wenn wir das auf neue Gewohnheiten übertragen. Eigentlich weiß jeder von uns, wie wichtig körperliches Training ist und wie schlecht Junk Food für uns ist. Einem Raucher und einem Alkoholiker braucht man nichts von den Nachteilen dieser Angewohnheit zu schildern. Rational sind uns Vor- und Nachteile oft sehr gut bewusst.
Wie schaffen es dann doch Menschen, mit ihren "Süchten" aufzuhören? Wie haben wir es geschafft, uns das Zähneputzen anzugewöhnen? Durch Unterstützung! Wir brauchen eine Begleitung, im Idealfall sogar noch eine Gruppe um uns herum, mit Menschen, die dieselben neuen, klugen Gewohnheiten annehmen möchten.
Schritt 1: Bewusstmachen
Schritt 2: Planen und sich ein Versprechen geben
Schritt 3: Coach oder Mentor mit ins Boot holen
Schritt 4: gemeinsam mit anderen das Ziel erreichen
Schritt 5: selber zum Lehrer bzw. Vorbild werden
Gerade der letzte Schritt wird oft unterschätzt. Es ist nicht nur gut, anderen zu helfen. Wir haben auch noch einen viel größeren Vorteil, wenn wir in die Lehrerrolle schlüpfen. Sie kennen das sicherlich: erst, wenn wir es anderen erklären, haben wir es wirklich verstanden.