
Wir haben zwei Gehirne. Nein, ich meine nicht die rechte und die linke Gehirnhälfte. Wir nutzen bei schwierigen Aufgaben meist beide Seiten.
Wir denken auf zwei Weisen:
Erste Art zu denken – oder etwas zu schaffen: Ideen sind eher unwichtiger.
Wenn wir bei einem Umzug helfen oder die Steuererklärung machen, hilft uns eine Deadline. Etwas Druck erhöht unsere Effektivität und Motivation.
Das wissen die Big Bosse und daher geben sie uns Termine und Zeiten vor.
Zweite Art...
Sobald es aber um Kreativität geht, funktionieren wir anders. Ich frage seit Jahren immer wieder meine Bekannten und Kunden, wann ihnen die besten Ideen einfallen.
Antworten: Beim Duschen, Spaziergang, Sport, WC, im Zug…beim Plaudern, Kaffee trinken, in der Kneipe…
Genau dann, wenn wir keinen Druck verspüren, sind wir am ideenreichsten.
Einige moderne Firmen wie Google „schenken“ ihren Mitarbeitern freie Arbeitszeiten – manchmal sogar einen ganzen Tag in der Woche. Dann dürfen die Mitarbeiter etwas schaffen, aber ohne Vorgaben.
Ich glaube nicht, dass die Firmen dies nur machen, weil sie nett sind. Sie haben verstanden, wann Mitarbeiter am kreativsten sind – und nutzen diese Art zu denken einfach. Auf lange Sicht schaffen sie an solchen Tagen mehr Wert für das Unternehmen als an „normalen“ Tagen.
Konkret heißt das für uns:
Hast du eine Aufgabe, bei der Kreativität kaum eine Rolle spielt?
Erlaube dir nur eine knappe Zeit für diese Aufgabe. Setze dir eine klare Deadline. Belohne dich, sobald du die Aufgabe abgeschlossen hast. Hau rein, mach einfach, gib Gas – komm in den Flow!
Suchst du nach Lösungen? Brauchst du tolle Ideen?
Nimm den Druck raus! Lass dir Zeit und entspanne dich. Du kannst ruhiger werden – meditieren, Tee trinken…
Oder deinen Körper in Bewegung bringen – spazieren, Sport… sogar duschen zählt.
Nimm vor allem dein Ego heraus. Wer „Recht haben will“ und schon im Vorfeld glaubt, die beste Lösung zu kennen, wird sein Potential nur ankratzen. Berühmte Poeten und Musiker (z.B. Bach) haben oft betont, dass nicht SIE das Werk vollbrachten – sondern eine höhere Macht (Gott, Universum, Unterbewusstsein…). Der Job des Künstlers ist es, loszulassen und „aus dem Weg zu gehen“.
Ich habe auch oft das Gefühl, wenn ich zu analytisch bin – wenn ich versuche, zu sehr etwas zu konstruieren, werden die Ideen eher schlechter. Es scheint so, als sei die Lösung schon da – unser Job ist es, unser Unterbewusstsein einfach machen zu lassen. Michel Angelo wurde einmal gefragt, wie er so schön die Engel aus Stein schlagen konnte: „Der Engel war schon im Stein! Ich habe ihn nur freigelegt.“
Egal, ob du angestellt bist oder selbstständig. Ob du einen Haushalt führst, Kinder erziehst oder Teil irgendeines Projektes bist: Du wirst immer wieder Ideen brauchen.
Roboter und künstliche Intelligenzen werden Stück für Stück alle „stumpfen“ Aufgaben übernehmen. Kreativität wird vorerst noch Hoheitsgebiet des Menschen bleiben. Die Kunst Ideen zu entwickeln, ist eine unserer wichtigsten Fähigkeiten.
Je mehr Aufgaben von Programmen übernommen werden, desto wichtiger wird diese Kunst für uns.
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