
Warum nörgeln wir Deutschen oft so viel?
Mein Vater würde jetzt sagen: „Uns geht es zu gut!“
Darauf möchte ich später zurückkommen. Ich habe eine eigene Theorie:
Um die Art des Deutschen Denkens zu verstehen, blicken wir zunächst in unsere Geschichte.
Unsere Vorfahren hatten es besonders hart. Wie kann es sonst sein, dass Deutsche nach Rumänien und Kasachstan ausgewandert sind?
Wir waren lange Auswanderungs-Weltmeister! Kein Land hat die USA so bevölkert, wie unsere Vorfahren. Klar, die Motivationen waren unterschiedlich – einige waren Abenteurer oder wurden politisch verfolgt. Aber der Mehrheit ging es eher schlecht. Man hoffte auf ein besseres Leben.
Die Geschichte unserer Ur-Ur… -Großmütter und -Großväter bestand im Grunde aus zwei Phasen:
Entweder leidete man unter Hunger oder Krankheiten und kämpfte um die nackte Existenz der Familie – oder man war gerade in einem Krieg.
Allein der 30-Jährige Krieg hat ganze Landstriche entvölkert.
Bismarck schmiedete unsere Nation mit der Hilfe dreier Kriege – zuvor war man Preuße, Sachse oder Bayer. Danach wurden noch zwei Weltkriege angezettelt. Beim Krieg verlieren beide Seiten. Aber den Verlierern trifft es besonders hart.
Bis zum 2. Weltkrieg waren Deutsche dünn – weil sie hart arbeiten mussten und wenig zum Essen hatten. Direkt nach dem Krieg wurde es nicht gerade besser: Die Männer waren lange in Kriegsgefangenschaft – und die „Trümmerfrauen“ räumten Schutt und Asche weg.
Ich fragte mal einen Marokkanischen Kumpel, was sein Land von uns denkt: „Für uns sind Deutsche wie Ameisen, die die ganze Zeit hart arbeiten: Nach dem Krieg ging es Marokko schlecht – aber Deutschland lag völlig am Boden. In wenigen Jahren lief die deutsche Wirtschaft plötzlich wieder auf Hochtouren! Unglaublich!“
Ja, plötzlich kam das Wirtschaftswunder – und die Deutschen zeigen sich stolz mit dicken Bäuchen. Dicke Deutsch gab es davor auch schon, nur waren das Adelige. Die anderen 99% waren sehr schlank.
Es gab sicher mehrere Ursachen für den rasanten wirtschaftlichen Aufschwung, aber diese sind gerade egal. Was ich spannend finde:
Hunderte Jahre kämpfen wir vielleicht härter als andere Länder um unser Überleben – und über Nacht leben wir im Überfluss. Damit kann unser Gehirn gar nicht zurechtkommen!
Nur die haben überlebt, die eine besondere Art zu denken hatten. Wie kann ich härter arbeiten? Die Kinder über den Winter kriegen? Irgendwie an Nahrung kommen?
Diese Art zu denken brauchten wir ganz plötzlich nicht mehr. Wir brauchen uns einfach nicht mehr anzustrengen, um an Futter zu kommen.
Ja, das haben alle reichen Nationen gemeinsam, stimmt! Aber keine Nation hat diesen Aufschwung so rasant erlebt – und war kurz zuvor so gebeutelt wie wir.
„Uns geht es zu gut!“ Ich möchte es ein wenig umformulieren:
„Wir haben es zu einfach.“
Genauer: Unser „Überlebens-Gehirn-Muster“ bekommt nicht genügend Reize. Wie ein unterfordertes Immunsystem, welches eine Allergie entwickelt.
Wir haben ein kollektiven Überlebens-Geist über 500 Jahre entwickelt, welcher in 10 Jahren zu einem „Nörgel-Geist“ mutierte.
Wir werden fett, träge und degenerieren. Es scheint mir plötzlich völlig logisch, dass wir über Nichtigkeiten meckern. Weil wir körperlich unterfordert sind - und so ist auch ein Teil unseres Hirns unterfordert.
Welche Menschen meckern denn am meisten?
- Der Geschäftsführer nach einem 12h Tag?
- Die alleinerziehende Mutter, die Ihre 5 Kinder gerade zu Bett gebracht hat?
- Der Fußballprofi, der sich gerade Eis aufs Knie legt?
Eher nicht. Am meisten meckern die, die eher wenig zu tun haben. Wir kennen doch alle die Nachbarn, die vor Langeweile die Polizei anrufen und sich wegen Kleinkram aufregen.
Leider steckt ein wenig von diesem Nörgel-Geist in uns allen. Für das Überlebensmuster-Gen können wir ja nichts.
Was könnten wir tun, um selber weniger zu meckern – und stattdessen das Leben noch mehr zu genießen und wertzuschätzen?
- Härter arbeiten – aber körperlich. Vielleicht bearbeitest du Holz und baust kleine Schiffe? Oder du baust dir gleich ein neues Haus. ;)
- Sport / Bewegung: Wer hart trainiert, ist danach meist entspannt und glücklich.
- Eine Gehirn-Transplantation – sobald es möglich ist. Ich hätte gern ein Labrador Gehirn.
- Oder wir programmieren unsere alten Muster um – mit Hilfe der gängigen Tools: Affirmationen, Meditationen, Dankbarkeits-Rituale…
Diesen Artikel mit anderen Teilen:
Folgendes Video passt zum Thema: