
In der Regel feiere ich Gewohnheiten als die Superlösung für jede Herausforderung. Allerdings möchte ich jetzt einmal die Gegenseite einnehmen.
Gewohnheiten bergen eine Gefahr. Damit meine ich nicht schlechte Angewohnheiten, wie Rauchen, Fingernägelkauen oder der Verdauungs-Schnaps („Wir haben doch so fettig gegessen!“). Nein, wir sprechen jetzt von offensichtlich guten oder klugen Gewohnheiten.
Ich liebe den Vergleich mit dem Zähneputzen, da jedem von uns klar ist, dass dieses tägliche Ritual langfristig sehr gesund für uns ist. Doch der Vergleich hinkt ein wenig. Wenn wir immer gleich die Zähne putzen, ist das okay. Doch wenn wir z.B. immer gleich die Liegestütze machen, verschwenden wir sehr viel Potential.
Es gibt einfach Gewohnheiten, die nur mittelfristig so richtig gut für uns sind. Wenn es z.B. um körperliches Training geht, haben wir ein Problem: Unser Körper passt sich an. Das ist Fluch und Segen zugleich:
Sagen wir, du besuchst dreimal pro Woche ein Fitness-Studio und ein super Trainer hat dir das beste Programm der Welt geschneidert. Dann wirst du in den ersten Monaten tolle Erfolge aufweisen können: Mehr Kraft, besseres Körpergefühl, weniger Rückenschmerzen… aber nach 6 Monaten passiert nichts mehr. Du erhältst nur noch deine Fähigkeiten.
Schlimmer noch: Wenn du zum alten Eisen gehörst, wirst du auch mit dem besten Programm der Welt etwas abbauen – und an Mobilität und Kraft verlieren. Kennst du das? Du schaffst 7 Klimmzüge seit einigen Monaten. Du strengst dich an wie Bolle und schaffst nach weiteren 6 Monaten – nur 7 Klimmzüge. Keine Sorge, das ist normal. Meist liegt es an unserer Komfort-Zone. Wir „Gewohnheits-Tiere“ verlieben uns in unser Programm und halten daran fest: „Früher war es ein super Programm!“ oder „Never change a running system!“
Die Lösung: Veränderung! Neue Reize!
So trainieren Olympioniken und Top-Athleten: Sie haben super Routinen – und denken dabei in Phasen. Sobald der Körper sich angepasst hat, braucht er neue Reize. Somit veränderte Routinen.
„Bei intelligenten Menschen ist Routine ein Zeichen von Ehrgeiz.“
W. H. Auden
Wir können also festhalten: Gewohnheiten sind nicht nur gut oder schlecht. Es kommt bei einigen Gewohnheiten auch noch darauf an, wie lange wir sie festhalten.
Vielleicht spazieren wir im Sommer mal barfuß? Oder ganz bewusst schnell – oder langsam. Wir könnten mal im Liegen meditieren – oder nicht auf den Atem, sondern auf unseren Puls achten. Die kalte Dusche heute bei den Füßen beginnen…
Wo könntest du eine Gewohnheit verändern?
Machen wir uns ein Spiel aus der Sache!
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