Schlüssel verloren? Ein Trick…


Manchmal suche ich den Salzstreuer in der Küche und finde ihn nicht. Ich weiß, dass er da sein MUSS – aber ich kann ihn nicht sehen.

 

Tragischer wird es, wenn man seinen Autoschlüssel sucht. Vor Jahren glaubte ich, ein Prinzip entdeckt zu haben:

Sobald ich mir sage: „Hey, wenn ich den Schlüssel nicht finde, ist es gar nicht so schlimm. Dann probiere ich einen anderen Weg…“ fällt der Schlüssel mir in die Hand. Oder der Salzstreuer. Oder die fehlende Socke.



Sicher könnten wir hier eine mystische Erklärung finden. Ich glaube aber, es liegt eher an unserer Wahrnehmung. Wenn wir etwas zu sehr wollen, blockieren wir manchmal. Lösen wir uns von der „Verkrampfung“, das Ziel sofort erreichen zu müssen, fällt unserem Unterbewusstsein eine noch bessere Lösung ein. Es wirkt dann nur so, als ob der Salzstreuer vorher unsichtbar war – und jetzt ganz plötzlich wieder auftaucht. Er war vorher auch schon da, nur war ich zu blind ihn zu sehen.

 

Nochmal der Trick:

 

Du suchst etwas, was eigentlich da sein müsste – vergebens. Löse dich dann von deinem Ziel und lenke dein Unterbewusstsein auf einen alternativen Weg („Kein Salz? Kein Ding, dann gibt es heute Gemüsebrühe – oder nur Pfeffer. Ist eh gesünder!“). Dadurch entspannst du dich und kannst deine Umgebung besser wahrnehmen: Du veränderst deine Kamera-Perspektive. Es klappt nicht immer, aber wahrscheinlich findest du kurz darauf dann das, was du jetzt gar nicht mehr brauchst.

 

Ein Nebeneffekt: Man wird dabei gelassener.

 

Seit Jahren erzähle ich anderen Menschen von diesem Prinzip: Bei einer Hälfte leuchten sofort die Augen: „Ich weiß genau, was du meinst! Letztens…“. Die andere Hälfte beäugt mich fast mit Mitleid – und findet den Versuch an sich schon völlig unlogisch.

 

Ich dachte bis vor einem Monat, dass ich das Prinzip entdeckt hätte. Bis mich eine Meditations-Lehrerin darauf aufmerksam machte, dass schon andere vor langer Zeit einen Namen dafür gefunden hatten: „Das nennt man Wu Wei und kommt aus dem Daoismus!“ Den Rest danach hatte ich nicht mehr verstanden. Danke, wieder eine Lektion für Demut.

 

Letzte Woche schwärmte ein Kumpel von seiner Erfahrung: Er hatte seinen Autoschlüssel bei einer Exkursion mitten im Wald verloren. Es war spät nachts, als er seinen Verlust bemerkte und er war der Letzte. Andere wachzuklingeln wäre äußerst unangenehm für ihn gewesen! Er sagte sich: „Ach, wenn ich den Schlüssel jetzt nicht finde, dann werde ich das Problem anders lösen.“

 

Er ging noch einmal den Weg durch den Wald, leuchtete vieles mit einer Taschenlampe ab; erinnerte sich dann, dass er vorher über einen Zaun gesprungen war und muss dort den Schlüssel verloren haben. Mein Kumpel meinte später: „Es war merkwürdig – kaum entspannte ich mich, fand ich den Schlüssel!“

 


Diesen Artikel mit anderen Teilen:

Folgendes Video passt zum Thema:


Folgender Blog passt zum Thema:


Heiko Edsen

Speaker, Trainer und FreiLenker

 

„...ich liebe es, andere zu ermutigen, scheinbare Grenzen zu verschieben!“

 

mehr...