
Sondern: "Was erwartet das Leben von mir?"
Es geht darum, Deine Bestimmung zu finden. Wo liegt der Schnitt aus Deinen Talenten, Deiner Leidenschaft und den Bedürfnissen anderer?

Und letzter Punkt ist da ganz wichtig und wird von uns modernen "Ich-lingen" schnell vernachlässigt. Spaß, Freude und das Erreichen egoistischer Ziele sind toll! Aber diese Freuden reichen langfristig oft nicht aus, um wirklich glücklich zu sein bzw. sich wirklich erfüllt zu fühlen.
Folgende Fragen sind nützlich:
„Was können wir dazu beitragen, die Welt ein klein wenig besser zu hinterlassen?"
"Wie können wir das Leben anderer bereichern?"
...und zwar mit all unseren Fähigkeiten und vor allem mit voller Leidenschaft. In dem Schnitt aus Begabung, Spaß und Beitrag für andere liegt unsere innere Stimme, unsere Vision, unser Pfad des Lebens... Sobald wir diesen Schnitt gefunden haben, sollten wir alles auf "Norden ausrichten" (siehe Stephan R. Covey, „Der achte Weg“) und diesem Pfad folgen.
Dabei ist es nicht entscheidend, ob wir uns bei einem ehrenamtlichen Projekt oder einem bezahlten Job engagieren. Es ist nicht wichtig, ob wir uns um die Erziehung unserer oder fremder Kinder kümmern. Die Größe oder Ausprägung des Projektes sind scheinbar irrelevant. Du möchtest Hunden im Tierheim helfen? Prima! Obdachlose oder ältere Nachbarn unterstützen? Top! Einen Blog online setzen, um fremden Menschen Tipps zur Kindererziehung zu geben? Niemand kann sich anmaßen, die Wichtigkeit zu bewerten. Darum geht es nicht.
Die Frage ist nicht: "Was erwarten wir vom Leben?"
Sondern:
"Was erwartet das Leben von uns?"
Mit dieser Einstellung geben wir Vollgas und helfen so anderen. Und unser "Nebenprodukt" ist das Gefühl von Freude, Zufriedenheit und Verbundenheit.
Die Frage erinnert ein wenig an eine Rede von John F. Kennedy: „…frage dich, was der Staat von dir erwartet!“
Allerdings kam die ursprüngliche Frage vom Österreicher Viktor Frankl.

Frankl überlebte nicht nur vier Jahr das Konzentrationslager, sondern gründete außerdem die Logo-Therapie. Ein nicht gerade leichtes, aber phantastisches Buch von ihm lautet „Trotzdem Ja zum Leben sagen“. Für Frankl war die Frage nach der Erwartung eine Schlüsselfrage, um das KZ zu überleben. Während der Inhaftierung konnte Frankl seine Vision finden, die ihm die Kraft gab, das schreckliche Leiden zu ertragen und zu überleben. Nach der Befreiung konnte er ein gesundes Leben führen.
Wenn Menschen etwas Großartiges geschaffen haben, hatten sie oft vorher eine kristallklare Vision: Egal ob Kolumbus, Martin Luther King („I have dream!“), Gandhi oder Nelson Mandela - alle glaubten an eine Vision. Und verfolgten ihre Vision, obwohl diese für andere schier unmöglich schien.
“Action without vision is only passing time, vision without action is merely day dreaming, but vision with action can change the world.“
Nelson Mandela

Eine Vision zu haben, gibt uns Hoffnung und Kraft. Glücklich werden wir aber nur, wenn wir auch danach leben. Oder wie die Quäker sagen: „Pray and move your feet!“ Das reine Träumen wird kaum ausreichen.
Diese großen Namen könnten den Anschein erwecken, dass Deine Vision auch was wirklich Großes und Bedeutsames sein muss. Zum Glück ist die Größe nicht so wichtig. Die großen Namen sollen uns nur inspirieren. Die Vorbilder zeigen uns, dass wir längst nicht so limitiert sind, wie einige Kritiker oder Pessimisten uns weismachen möchten.
Wenn ein Mann – ohne Einsatz von Social Media - 250.000 Menschen für seine Rede zusammen bekommen (Martin L. King) oder ein einzelner Rechtsanwalt gewaltlos eine ganze Nation befreien kann (Ghandi), warum sollten wir unsere bescheidene Vision nicht umsetzen können? Wer sollte uns aufhalten? Nur unser innerer Kritiker, nur wir selber können uns stoppen.
Klingt nach einer pfiffigen Strategie für Glück, oder? Leider hat die Sache einen Haken…
Was ist, wenn wir in einer Situation sind, in der wir Gefangene sind? In der wir unseren Weg nicht gehen können? Oder wir auf Widerstand stoßen?
Leider passiert uns das sogar täglich. Du brauchst nur morgens in einen Stau zu kommen, und es wird sehr...herausfordernd, Deine Ziele zu verfolgen und nach Deinen Werten zu leben.
In der nächsten Woche geht es weiter...
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Çağdaş (Montag, 24 August 2020 11:23)
Das klingt so, als hätte jeder Mensch eine Vision. So ist es aber nicht. Die wenigsten Menschen haben eine Vision. Die jenigen die eine hatten (wie ich) haben sie bereits abgelegt noch bevor sie wachsen konnte. Schon in den jugendjahren. Denn unsere ,kalte geld geile ,immer ellbogen nach außen fahrende ,Gesellschafft ist nicht geschaffen für Visionäre.
Unsere Gesellschafft beruht auf die Viehwirtschafft. Wir sind alle schaafe. Tanzt einer aus der Rolle wird es sehr früh erkannt und alles arbeitet gegen dich. Man will dich auf teufel komm raus asozialiesieren um mit dem Finger auf dich zu zeigen, damit andere sehen was passiert wenn man nict gehorcht. Dies ist ein sehr sehr grober anschnitt unserer Gesellschaft und das ist noch harmlos!
Wolfgang Gröters (Montag, 22 November 2021 03:16)
Ist man nur etwas Wert , wenn man großes leistet ? Wenn, man den geforderten Idealismen und Idealen, nachkommt ? Ich höre hier in dem Artikel auch eine große Erwartungshaltung sich selbst gegenüber heraus, die einem Ideal entsprechen will. Das die Sache einen Haken hat, steht ja Schlussendlich auch da. Ich glaube nicht das es darauf ankommt , im Leben große Visionen zu Leben, sondern man hat schon eben mit seinem eigenen kleinen Leben genug zu tun, das auf die Reihe zu bringen.