
Wie können wir gelassen auf nervige Reize reagieren?
Die Steigerung wäre sogar das Nutzen des Reizes. Zugegeben, am Anfang fiel es mir unheimlich schwer, „dankbar“ auf eine rote Ampel zu reagieren. Aber es funktioniert inzwischen erstaunlich gut...
Tessa Watts schreibt dazu in ihrem Buch „Mindful London: How to Find Calm and Contentment in the Chaos of the City“:
„Wir brauchen in der Stadt an der Fußgängerampel nicht ungeduldig auf das grüne Männchen zu warten, sondern können dem roten Männchen dankbar sein, dass es uns eine Chance gibt, innezuhalten, durchzuatmen und uns umzuschauen. So können wir im Alltag Achtsamkeit üben.“

Wir haben Zeitdruck und fahren direkt in den Stau? Na und?
Erstens: Wir können es nicht verändern - sich ärgern bringt uns nicht weiter.
Einige widersprechen jetzt: „Aber kurz Druck ablassen ist doch gut und befreiend?!“ Stimmt! Wenn wir uns schon ärgern, dann ist es besser, kurz Druck abzulassen.
Aber hier geht es darum, dass wir uns erst gar nicht ärgern. Wir wollen keine Gefühle unterdrücken. Wir wollen uns so programmieren, dass sinnlose, negative Gefühle erst gar nicht entstehen. Wir leiden ja keinen Mangel an Stress und Ärger, oder? Also, lasst und den Stress reduzieren, der sinnlos ist und sich reduzieren lässt!
Zweitens: Was wäre gewesen, wir wären etwas schneller gefahren und hätten den Stau verursacht? Vielleicht sind gerade Menschen vor uns verunglückt. Und wir hatten einfach nur Glück. Wäre es da nicht klüger, dankbar zu sein, sich zu entspannen und die Zeit sinnvoller zu nutzen, als sich zu ärgern?
Wir könnten träumen, mit unseren Liebsten telefonieren, einen klugen Podcast oder Musik hören. Nach dem Motto: „Stau? Prima! Mehr Zeit für mich!“ :D
Wer wird am Ende gelassener und sicherer ans Ziel kommen? Der sich ärgernde, drängelnde Stress-Geplagte? Oder der ge-chillte, mitsingende Musik-Genießer?
Und falls wir nicht alleine fahren: Wer wird seinem Mitfahrer die Zeit vermiesen? Wer seinem Nächsten eine schöne Zeit schenken?
Diese Beispiele sind eher spontan und alltäglich. Wir können uns den Reiz auch größer vorstellen. Früher hatte ich Winterdepressionen und träumte vom Auswandern in den Süden. Inzwischen belasten mich langanhaltende, dunkle Wintertage nicht mehr so stark. Folgendes Zitat hatte mich inspiriert:
„Mitten im tiefsten Winter wurde mir endlich bewusst,
dass in mir ein unbesiegbarer Sommer wohnt.“
Albert Camus
Jede Sache, jedes Projekt, ja - jeder neue Reiz, hat etwas Gutes und etwas Schlechtes. Die Kunst ist es, vor allem das Gute zu sehen. Wenn wir das nicht aktiv versuchen, wird auf Dauer das Negative dominieren.
Nimm dir bitte jetzt einen Moment und reflektiere dein Verhalten! Welche Verhaltensmuster bringen dir mehr Nach- als Vorteile? Es gibt mehr Reize, als nur rote Ampeln und graue Wintertage.
Bei welchen Reizen reagierst du zornig, enttäuscht oder einfach nur gestresst? Denke dabei auch an deine Mitmenschen (Mitarbeiter, Partner, Kinder…). Was müssten sie tun oder sagen, damit du dich ärgerst oder verletzt fühlst?
Stell dir eine Szenerie vor, bei der du in Zukunft anders reagieren möchtest. Entscheide jetzt und visualisiere, wie du reagieren wirst.
Welchen Nutzen hättest du, wenn du in Zukunft anders reagieren wirst?
Welche Nachteile hättest du, wenn du die alten Muster behalten würdest?
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