Wie erlangen wir die Kontrolle über unser Unterbewusstsein?

Indem wir uns klug bestärken - und zwar im richtigen Moment!


Wenn wir einem Hund etwas beibringen möchten, bestärken wir das gewünschte Verhalten im richtigen Moment - genau dann, wenn der Hund „entscheidet“, es zu tun. Das Gehirn kann kaum eine Verbindung erkennen, wenn die Belohnung ein paar Sekunden später erfolgt.

 

Beleuchten wir zunächst eine Routine, der wir alle nachgehen: Das Zähneputzen - nicht spektakulär, aber wir ziehen es trotzdem durch. Wieso?




Die Gewohnheit beginnt mit einem Auslöser-Reiz. Der könnte z.B. sein: „Ich bin müde und mache mich so langsam bettfertig.“ In der Graphik oben nehmen wir als Symbol ein grünes Bett. Es könnten auch andere Auslöser-Reize sein, wie z.B.:

Zahnbelag, schlechter Atem, der Partner putzt sich gerade die Zähne, Du siehst zufällig im Bad Deine Zahnbürste etc.

 

Dann hast Du noch ein wenig die Möglichkeit zu entscheiden. Theoretisch musst Du ja nicht die Zähne putzen. Du könntest es

ausfallen lassen. Da diese Tätigkeit eine alte Gewohnheit ist, wirst Du

höchstwahrscheinlich das Putzen wählen. Diese Entscheidung kostet Dich kaum Willenskraft oder Mühe. Bei einer neuen Gewohnheit wäre dies allerdings anders.

 

Danach beginnt die eigentliche Handlung. Am Ende bekommst Du eine positive Bestärkung, z.B.:

  • Einen frischen Atem
  • Ein sauberes Gefühl: Die Zähne fühlen sich glatter an, wenn Du mit der Zunge darüber gehst
  • Einen guten Geschmack
  • Als Kind: ein Lob Deiner Eltern
  • Schöne Zähne
  • Das gute Gewissen, vor dem Schlafengehen sämtliche Bakterien vernichtet zu haben

Viele Menschen glauben immer noch, dass Strafe und Belohnung effektiv sind, um anderen etwas beizubringen. Wenn Du Dir die Zähne nicht putzt, hast Du Schmerzen beim Zahnarzt. Oder: Wenn Du fleißig neue Kunden akquirierst, bekommst Du am Ende des Jahres einen Bonus. Oder: Wenn Du ein Verbrechen begehst, wirst Du in einigen Monaten bestraft.

 

Belohnung bzw. Bestrafungen haben sicherlich einen Effekt, aber dieser ist bei weitem schwächer als wir annehmen. Die Mehrheit der Verbrecher lassen sich durch härtere Strafen kaum abschrecken. Die Mehrheit der Spielsüchtigen wissen, dass sie nicht ins Casino gehen sollten, aber können nicht anders. Ein finanzieller Bonus in sechs Monaten wird uns nur mäßig motivieren, uns mehr ins Zeug zu legen. Bekommen wir eine Gehaltserhöhung, gewöhnen wir uns schnell an den neuen Betrag - wir arbeiten aber davon nicht engagierter.

 

Unser Unterbewusstsein tickt eher wie ein Hunde- oder Affen-Gehirn: Wir benötigen eine Bestärkung, die einen direkten Bezug zur Handlung hat. Dem Hund eine Minute nach der Tat ein Leckerchen zu geben, bringt gar nichts. Im schlimmsten Fall bestärken wir dadurch zufällig ein ganz anderes Verhalten ("Wenn ich süß schaue und bettle, bekomme ich was.").

 

Und wenn wir die Flauschhupe auch nur 10 Sekunden nach einer falschen Verhaltensweise bestrafen, erreichen wir nur Verwirrung und

Vertrauensverlust - völlige Zeitverschwendung.

 

Wir Menschen können zwar rational denken und uns ein wenig die Zukunft vorstellen, doch unser Gehirn ähnelt sehr einem Affenhirn - zumindest was Verhaltensweisen und Gewohnheiten betreffen.

 

Die besten Trainer im Sport sind die, die genau in dem Moment loben, wenn der Sportler etwas toll ausgeführt hat. Eine Nachanalyse zwei Tage später bringt schon etwas, aber diese würde bei weitem nicht ausreichen, um das volle Potential des Athleten auszuschöpfen.

Übertrage das richtige Timing auf etwas, was Dir wichtig ist.

 




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Heiko Edsen

Speaker, Trainer und FreiLenker

 

„...ich liebe es, andere zu ermutigen, scheinbare Grenzen zu verschieben!“

 

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