
Warum wir abends Pizza und Sofa "wählen"
Unser Unterbewusstsein "entscheidet" sich für die Pizza statt für Salat - sofern wir dem Unterbewusstsein die Entscheidung überlassen. Wenn unser "Entscheidungs-Muskel" müde ist, haben wir keine Chance - und tatsächliche gar keine andere Wahl.
Was sind die Gründe, warum wir abends oft "schwach" werden?
Riecht gut, schmeckt gut, tolle Erinnerungen, wenig Aufwand. Wenn wir hungrig in den Supermarkt fahren und uns völlig frei entscheiden lassen, werden wir tendenziell Dinge kaufen, die nicht
gut für uns sind.

Das hat zwei Gründe:
Erstens werden schnelle Kohlenhydrate und industriell-verarbeitete Produkte unsere inneren Triebe eher reizen. Wir kaufen die Dinge, die uns ansprechen (die gut verpackt sind und schnelles Glück versprechen). Gemüse und Vollkorn-Reis haben kaum eine Chance, sich gegen Chips, Schoki, Eis und Tiefkühl-Pizza durchzusetzen.
Zweitens kaufen wir unbewusst ein. Es gibt sogar Menschen, die gewohnheitsmäßig immer dieselben Chips kaufen, obwohl sie diese inzwischen gar nicht mehr mögen (siehe „Die Macht der Gewohnheit“ von Charles Duhigg). Je gestresster und hungriger wir sind, desto weniger Kontrolle haben wir über uns.
In Kombination mit einem schlechten Tag und vielleicht quengelnden Kindern, haben wir keine Chance, uns gegen unsere Gewohnheiten bzw. gegen unser Unterbewusstsein zu entscheiden. Unser Entscheidungs-Muskel bzw. unsere Willenskraft ist zu müde.

Zunächst einmal sollte uns das bewusst werden.
Bewusstmachen ist schon die halbe Lösung.
Wenn wir wirklich die Kontrolle über unsere Handlungen erlangen wollen, müssen wir in einem guten Zustand entscheiden. Aber selbst wenn wir eine Einkaufsliste schreiben und uns vornehmen, nur gesunde Sachen zu kaufen, fallen wir oft in unsere alten Gewohnheiten. Die antizipierte Belohnung ist mit dem ungewünschten Verhalten zu stark vernetzt; es passiert einfach automatisch.
Vor über 50 Jahren führte die Universität Standford ein Experiment mit Vierjährigen durch: Die Forscher wollten die Willenskraft der kleinen Racker testen, indem sie Marshmallows nutzten. Die Kids konnten entweder sofort einen Marshmallow verdrücken oder ein paar Minuten warten. Wenn sie sich für die kurze Wartezeit entschieden haben, bekamen sie sogar zwei Marshmallows.

Nur 30% konnten ihren Gelüsten widerstehen und erhielten dafür zwei Marshmallows. Viele Male haben Forscher in den darauffolgenden Jahren ähnliche Experimente mit Erwachsenen durchgeführt. Viele von uns verfügen nicht über genügend Selbstkontrolle, um ein wenig auf eine größere Belohnung zu warten - egal ob es uns Schokolade oder Geld versprochen wird.
Wie würdest Du Dich entscheiden: Du bekommst entweder einen Keks am 31. Dezember 2018 oder zwei Kekse am 1. Januar 2019?
Jeder von uns würde die zwei Kekse wählen, oder? Ob wir weit in der Zukunft noch einen Tag mehr warten müssten, wäre uns heute nicht wichtig.
Doch die meisten von uns "versagen" in dem Moment, in dem wir getestet werden - wenn die Belohnung unmittelbar bevorsteht, ist der Reiz ein ganz anderer.
An dieser Stelle ist für uns wichtig:
- Wir überschätzen uns maßlos, was unsere Kontrolle über unsere Triebe angeht.
- Wir überschätzen die Kraft unseres freien Willens.
Sobald wir hier etwas demütiger und klarer werden, können wir uns um nachhaltige Lösungen kümmern.
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