
Warum scheitern wir an einigen Zielen und Vorsätzen?
Zum einen, weil wir eine Menge schlechter Angewohnheiten haben.
Diese lassen sich nicht so einfach verdrängen. Zum anderen dauert es, bis eine neue Gewohnheit, wie z.B. Zähneputzen, fest im
Sattel sitzt.
Wie die Gewohnheits-Schleife funktioniert
Für mich hat Charles Duhigg die Wirkung einer Gewohnheit am
besten veranschaulicht. Eine Gewohnheit lässt sich in drei Punkte aufteilen:
- Auslöser-Reiz
- Handlung
- Belohnung

Der Auslöser-Reiz setzt die eigentliche Handlung in Gang. Für das Zähneputzen könnte der Reiz z.B. sein: Du bist müde, bereitest Dich für die Nacht vor und gehst ins Bad.
Die Handlung ist die ersichtliche Gewohnheit, also hier das Zähneputzen. Die Handlung selber läuft völlig automatisch ab.
Die Belohnung bzw. die Bestärkung bekommen wir scheinbar am Ende. Beim Zähneputzen ist dies
- das saubere Gefühl im Mund,
- ein toller Atem,
- ein guter Geschmack,
- prickelnde Frische
- oder auch das Gefühl, etwas Gutes getan zu haben (Vorsorge).
Als Kind haben wir unsere Zähne unseren Eltern gezeigt und (hoffentlich) ein Lob bekommen. Hier war die Bestärkung ein Lob.
Wichtig ist: wir bekommen direkt nach der Handlung eine positive Bestärkung. Es reicht nicht aus, wenn wir die Bestärkung eine Stunde später bekommen. Unser Gehirn braucht eine direkte positive Verbindung zur Handlung.
Rein von außen betrachtet bekommen wir zwar die Belohnung nach der Tat. Sobald wir allerdings die Handlung häufiger ausführen, antizipiert unser Gehirn die Belohnung, sobald der Auslöser-Reiz auftritt.
Dazu haben Forscher die Gehirnaktivitäten von Affen untersucht. Zu Anfang des Experimentes (ein Spiel) haben die Affen das entsprechende Spiel mitgespielt und am Ende eine Belohnung bekommen (Fruchtsaft). Das Gehirn des Affen verzeichnete einen eindeutigen Luftsprung, als der Affe etwas Brombeer-Saft zur Belohnung bekam. Schon nach kurzer Zeit verschob sich die erwartete Freude nach vorne.
Schließlich musste der Affe nur noch anfangen zu spielen (Auslöser-Reiz) und war sehr motiviert, obwohl er noch gar keinen Fruchtsaft bekommen hatte. Das Gehirn zeigte nach einer gewissen Anzahl von Wiederholungen dieselben Gehirnaktivitäten beim Auslösen des Reizes wie Wochen zuvor während der eigentlichen Belohnung.
Wieso scheinen wir Sklaven unserer Gewohnheiten zu sein?
Du kannst Dir das so vorstellen:
Du fährst hungrig auf der Autobahn und siehst ein Zeichen einer Fastfood-Kette. Allein der Anblick versetzt Dich in helle Vorfreude. Dein Gehirn antizipiert die Belohnung und wie von Geisterhand fährst Du von der Autobahn, um Dir „etwas zu gönnen“.
Das Fastfood Symbol wäre der Auslöser-Reiz, das Herunterfahren und die Nahrungsaufnahme die Handlung. Die Belohnung gibt es eigentlich erst am Schluss, wenn Du satt bist. Aber nur „eigentlich“, denn unser Gehirn bekommt sie tatsächlich schon vorher. Vorausgesetzt, Du hast schon häufiger eine positive
Erfahrung mit dieser Fastfood-Kette gemacht.

Vielleicht kennst Du das: Du freust Dich auf das Junk-Food und kannst gar nicht anders. Du musst etwas bestellen, obwohl Du Dir vorgenommen hast, abzunehmen. Du erwartest den Kick und bestellst all Deine Lieblings-Schlemmereien. Doch nach dem Essen fühlst Du dich:
- müde
- unbefriedigt
- vielleicht ist dir sogar ein wenig übel
- hinzu kommt noch ein schlechtes Gewissen
Selbst wenn Du rational weißt, dass Du nach einem Schlemmerrausch am Ende gar nicht soooo glücklich bist, Du wirst auch in Zukunft der Verlockung kaum widerstehen können. Wenn die Handlung erst einmal eine Gewohnheit geworden ist, dann bleibt sie bestehen, selbst wenn die erhoffte Belohnung ausbleibt.
Wie bei einem Spielsüchtigen. Er spielt auch weiter, selbst wenn er längere Zeit enttäuscht wurde - selbst wenn er hundertprozentig davon überzeugt ist, dass das Spielen schlecht für ihn (und seinem Geldbeutel) sei. Eine Gewohnheit kann so stark sein, dass einige Psychologen hier dann eher den Begriff Sucht verwenden würden.
Morgen und Übermorgen vergleichen wir die besten Strategien bzw. Energie-Quellen, die wir nutzen können, um unsere Vorsätze umzusetzen:
Motivation, Willenskraft und...tatatataaaa: Gewohnheiten!
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Kaia (Sonntag, 29 Januar 2017 14:04)
oh ja... das kenne ich!!! Ich hab so oft schon gewohnheitsmäßig Dinge gemacht, die ich nicht machen wollte. Voll mist. Aber die Grafik ist super. Ich werd dein Bild für mich nutzen, um schlechte Gewohnheiten zu brechen. Vielen Dank dafür. Das ist wirklich super hilfreich!
Heiko (Montag, 30 Januar 2017 11:44)
Prima! Danke, freue mich, dass dir die Graphik gefällt. Den Ablauf habe ich allerdings von Charles Duhigg. Der Herr hat ein wirklich gutes Buch zum Thema Gewohnheiten geschrieben: The Power of Habit
Christian V. (Montag, 30 Januar 2017 12:02)
Klasse! das Buch bestell ich mir! Danke!